Mittwoch, 16. Januar 2008

Kompetenzzentrum

Das staatliche Finanzkompetenzzentrum hat meinen Lohnsteuerausgleich überwiesen. Freude kommt auf. Jeder Euro ist Mehrwert! Was also machen wenn Vater Staat sich großzügig zeigt? Sich selbst großzügig zeigen! Es ist wieder Zeit für Shopping!

Ein Handy steht aus. In einer Stadt wie dieser geht ohne Mobiltelefon gar nix. Fixe Treffpunkte auszumachen scheitert schon allein daran, dass in dieser Stadt eben nix fix ist.

Pass und Kreditkarte eingepackt und los geht die Suche nach einem PERSONAL-Shop - Personal ist der hier so ziemlich am stärksten verbreitete Mobilfunkanbieter. Im ersten Shop werd ich das Gefühl nich los, dass mich der Typ übers Ohr hauen will. Er versucht es auch; nicht mit mir - als kritischer Konsument durchschau ich sein widerliches "Du-bist-Tourist-also-zock-ich-dich-ab"-Spiel und mach mich, nach einer Notlüge aus dem Staub und weiter zum nächsten Shop in die Florida - die stressreichste Einkaufsstraße der Stadt. Ich bekomme ohne Probleme alles so wie ich möchte - ein unkompliziertes, billiges Wertkartenhandy dass nicht länger als dieses Semester überleben muss.
Über die Kompetenz des Verkäufers lässt sich streiten:
das sein Kumpel, der 10 Minuten nach mir das Geschäft betritt, dazwischen geschoben wird und vor mir bedient wird, war mal ganz klar. Das er länger als eine halbe Stunde brauchte um mein Handy zu aktivieren und den Kauf abzuwickeln blieb mir ein Rätsel. Trotz allem bin ich nun stolzer Besitzer eines argentinischen Wertkartenhandys. Ein Schritt weiter auf meinem Weg zum seriösen Porteño (Bewohner von Buenos Aires).

Danach irre ich noch ein wenig in Downtown herum. Zwischen all den prunkvollen Häuserblocken vergangener Epochen, den Glaspalästen der Banken und den zahllosen gutaussehenden Passanten fühl ich mich klein und unbedeutend. Mein nach wie vor unzureichendes Spanisch macht die Sache nicht besser. Nach einem gediegenen Capuccino für 1 Euro in der gepflegten Avenida de Mayo schnapp ich mir Taxi und flüchte aus der Hektik Downtowns ins gechillte Palermo. Nach einer gescheiterten Suche am Vortag, werde ich diesmal sofort fündig: PURO, DAS Kompetenzzentrum für kreative, frische, argentinische Mode. Angesichts des sich vor mir ausbreitenden Angebots an Schuhen, Taschen und Kleidung ringe ich nach Luft - der Blick auf die Preise kostet mich fast das Bewusstsein - die Taschen ab 15 Euro!

Mit den zwei unglaublich herzlich-freundlichen Verkäuferinnen und der Designerin - ebenfalls anwesend - komm ich sofort ins Gespräch. Alle Artikel sind von ihr Entworfen und werden am Rande von Buenos Aires hergestellt. 100% hecho en Argentina. Die verwendeten Stoffmuster sind teilweise noch Orginiale aus den 70ern, erzählt mir die Designerin, welche ihr Handwerk hier in Argentinien studiert hat; außerdem ist sie auch gleich noch die beste Freundin einer Sprachlehrerin in der Danila-Wasser-School in der ich demnächst anfangen werde, um mein Spanisch aufzupolieren.

Nachdem ich die Scheibtruhe zuhause lassen hab' und ich die Einkäufe diesmal mit der U-Bahn heimbringen muss (irgendwo muss gespart werden) fällt meine Entscheidung auf ein todschickes Paar Sneakers mit Tasche - colour-coordinated!
Einen massiven Ledergürtel nimm ich auch noch gleich mit, um die Sache abzurunden. Der Spass kostet mich knappe 80 Euro. Noch während ich meine Kreditkarte zücke kommt mir fast eine Freudenträne aus. Ich schwebe aus dem Laden. Bestellungen werden jederzeit angenommen ;-)

In Palermo Viejo gönn' nich mir noch ein kleines Päuschen in einem der unzähligen Straßencafés dieses Barrios. Zurück nach Hause mit der U-Bahn - ein Fehler. Es ist noch immer Rush-hour. Die Szenen die sich hier abspielen, sind wohl maximal noch mit dem zu vergleichen, was man aus Tokio gesehen hat. Menschenmassen, zusammengepresst, wälzen sich durch die unterirdischen Gänge der "Subte" (U-Bahn von B.Aires).
Man bekommt kaum Luft und leichte Panik. Die ersten 2 Züge kann man nicht nehmen, da sie zum bersten mit Passagieren gefüllt sind. Man ist froh, wenn man überhaupt Platz zum Stehen am Bahnsteig hat.

Zuhause ist viel los. Heute sind zwei neue Bewohner angekommen. 2 Franzosen, gerade zurück von einer Argentinien-Abenteuer-Reise, mit spannendem Akzent. Die WG ist ein wahrer Segen. Um soziale Kontakte brauch
ich mir in der anonymen Großstadt keine Sorgen zu machen.

Was macht die Uni?
Urlaub würd ich sagen. Derzeit Sommerferien - wenn die nicht wären, wär wohl Hitzefrei. Die UADE ist eine eindrucksvolle, riesige Uni gleich in meiner Nachbarschaft. Das Gebäude nimmt einen ganzen Block ein. Bei unserem
ersten Besuch begrüßt uns Meline vom International Office mit Küsschen und Smalltalk.

Wegen der Kurse gibts noch Probleme - ein paar die wir laut unsere Matchmatrix machen sollten, werden nicht angeboten. Aber wir - Robert und ich - arbeiten an einer Lösung.

Das Nachtleben hält sein hohes Niveau. Dienstag abend - die Hitze raubt mir den Schlaf. Ein Blick auf buenosaliens.com.ar erinnert mich daran, dass más160 im Bahrein - DEM Kompetenzzentrum für Drum'n'Bass-Addicts - ist. Plötzlich fällt auch noch ganz spontan mal der Strom im Block aus - nichts wie weg!

Es regnet in Strömen - dankbarer Weise. Die Stadt kühlt wieder ab. Den Parties tut das keinen Abbruch. Die Stimmung kocht ab 2 uhr früh, die Musik und der Club sind ganz nach meinem Geschmack. Nach 4 Uhr früh schleppe ich mich erschöpft nach Hause.

Was für eine Stadt!

2 Kommentare:

Molde 2008 hat gesagt…

ich will bitte alle diese taschen !!! ALLE ... bitte ;)
<3 sophie

Molde 2008 hat gesagt…

ach ja ... vergessen ... die schuhe auch ALLE ... BITTE ;)